Musik, die perfekte Ergänzung zum Yoga

Musik beeinflusst unser Gehirn maßgeblich. Füge dem noch Yoga-Übungen hinzu und du hast ein Surround-Erlebnis für die Sinne.

 

Musik und Bewegung sind wie für einander geschaffen.

Beide beeinflussen unsere Köper auf positive Art und Weise. Wenn beides zusammenkommt, helfen uns diese zwei Kräfte einen unbeschreiblichen Flow zu erreichen, der uns vollkommen lebendig fühlen lässt.

Ebenso wie man beim Komponieren von Filmmusik verstehen muss, wie Musik im Allgemeinen funktioniert, muss man wissen, wie das Zusammenspiel von Klängen und Bewegungen unser Nervensystem beim Yoga beeinflusst. Wenn diese beiden Elemente aufeinandertreffen, schaffen wir eine Umgebung für ein Surround-Erlebnis für die Sinne. Die Playlist fungiert als emotionales Support-System und unterstützt unseren Flow.

Musik als Bewegung

Musik ist eine Form der Bewegung. Sesotho, eine Bantu-Sprache aus Südafrika, vereint die Begriffe „singen“ und „tanzen“ in einem Wort: ho bina.Die Sesotho-Kultur ist nicht die einzige, die diese Verbindung herstellt. Einige Anthropologen vermuten, dass Sprache als eine Form der Kommunikation aus der Musik heraus entstanden ist, um Ideen und Gefühle untereinander auszudrücken.

Musik bewegt sich im wahrsten Sinne des Wortes, Moleküle wandern unterschiedlich vibrierend durch die Luft, die wiederum unser Trommelfell aktivieren. Einige Regionen im Gehirn – die Hörschnecke, der auditive Cortex, das Kleinhirn und das Stammhirn – übersetzen diese Klänge sofort, während der frontale granuläre Cortex voraussagt, was als nächstes passiert. Musik erzeugt eine Symphonie in deinem Kopf.

Denn nichts aktiviert so viele Regionen auf einmal im Gehirn wie Musik. Ein Phänomen, das auf unser ganzes System wirkt. Und die Tatsache, dass wir die einzigen Lebewesen sind, die alle unterschiedlichen Elemente eines Songs – Tonhöhe, Klangfarbe, Rhythmus, Tonalität, Hall – zu einem zusammenhängenden Ganzen verknüpfen können, macht es umso faszinierender.

Musik als Emotion

Musik spricht zweifellos unsere Emotionen an. Das Triune-Brain-Modell (zu deutsch: dreieiniges Gehirn) wurde in den 1960ern durch den Neurowissenschaftler Paul D. MacLean vorgestellt. Es teilt unser Nervensystem in drei Teile auf: das protoreptilische Gehirn, das wir mit den meisten Tieren gemein haben; das Limbische System, das für unsere Emotionen zuständig ist; und das neomammalische Gehirn, der Teil, der für das Denken verantwortlich ist und uns als Mensch von anderen Lebewesen unterscheidet.

Da unser Nervensystem nicht nur in ständigem Austausch mit dem Rest unseres Körpers steht, sondern auch mit unserer Umgebung, empfängt es andauernd Signale und übersetzt diese in unseren Köpfen. Der Hirnstamm, der unmittelbar mit dem Rückenmark verbunden ist, ist Teil des protoreptilischen Gehirns, dort wo unsere Kampf-oder-Flucht-Reaktion ausgelöst wird (etwas weiter oben, in der Amygdala). Wenn ein Reiz als gefährlich eingestuft wird, verkrampfen wir.

Wenn wir aber Musik hören, besonders Musik, die wir mögen, belohnt das Nervensystem unseren Körper und überflutet diesen mit Hormonen und anderen chemischen Stoffen. Wenn wir einen Song mit reichlich Rhythmus hören, lässt unser Gehirn aus Vorfreude auf den Beatdrop bereits Dopamin frei, weshalb sich ein Song mit einem guten Beat auch so fantastisch anfühlt.

Wenn wir auf 120 Beats in der Minute beschleunigen, dann geht unsere Motivation durch die Decke. Musik mit sattem Beat erhöht in unserem Körper die Schmerzgrenze, hilft uns Anstrengungen durchzustehen und erhöht die Kapazität unserer Lungen, Sauerstoff aufzunehmen. Deshalb wurden bei großen Marathons Kopfhörer verboten, denn Musik gilt als leistungssteigernde Droge.

Sogar traurige Songs fühlen sich gut an. Wenn du einen Song in Moll hörst, lässt deine Hirnanhangdrüse Prolactin frei. Ein Hormon, dass in unserem Gehirn nach dem Sex freigesetzt wird, um den Dopamin- und Serotonin-Rausch auszugleichen. Prolactin ist auch Bestandteil der Muttermilch, um ein Baby während des Stillens zu beruhigen. Wahrscheinlich deshalb tendieren wir dazu, in harten Zeiten traurige Musik zu hören: Sie tröstet uns auf chemische Weise.

Musik als Ruhepol

Und sie ist beruhigend. Ebenso wie der Alap im indischen Raga, senkt Ambient-Musik den Cortisolspiegel in unserem Blutkreislauf. Cortisol ist immer gefährlich, da es nach dem Workout hilft, unser Gewebe zu reparieren. Erhöhte Werte versetzen uns jedoch in einen konstanten Kampf-oder-Flucht-Modus. Ein entspannender Song während des Savasana ist eine der wohltuendsten Phasen im Yoga.

Während beat-lastigere Musik für schweißtreibende Yoga-Übungen ideal ist, schaffen ruhige Tracks eine inspirierende und gelassene Atmosphäre. Eine ausgewogene Playlist ist für den zeitgemäßen Yoga-Flow essentiell.

Zu verstehen, wie Bewegung und Klang gemeinsam die Neurochemie beeinflussen, verlangt Wissen aus zwei unterschiedlichen Disziplinen, die über die letzten Jahrzehnte nahtlos zusammengewachsen sind. Je mehr wir verstehen, wie unser Nervensystem auf unsere Umgebung reagiert, desto kreativer werden die Möglichkeiten, Yoga weiterzuentwickeln. Und der perfekte Soundtrack ist bei jeglicher Form von Bewegung das höchste Vergnügen.

Derek Beres ist Autor, Musikproduzent und Yoga/Fitness-Trainer aus Los Angeles. Für Equinox Fitness hat er Flow Play ins Leben gerufen, ein innovatives Programm, das Yoga, Musik und Neurowissenschaft vereint. Sein nächstes Buch, Whole Motion: Training your Brain and Body for Optimal Health wird im Juli erscheinen. Derek ist durch ACE, AFAA, Schwinn und Kettlebell Athletics zertifiziert. Er unterrichtet Kurse in Yoga-Philosophie und Musik, Bewegung und Neurowissenschaft bei Yogis Anonymous, Strala Yoga und Buddhi Yoga. Er war Creative Director des Tadasana Festival of Yoga & Music und ist Mitgründer von EarthRise SoundSystem. derekberes.com